Die Street Photography. Legal, illegal oder Grauzone?

Fotografie

Legal, illegal oder Grauzone? Das ist die Frage, die mir immer wieder gestellt wird zu dem Thema Street Photography. Sehen wir uns doch zuerst die gesetzliche Grundlage an:

Laut Schweizer Recht ist die Street Photography, die Fotografie von Menschen, Objekten und Szenen im öffentlichen Raum. Doch das Persönlichkeitsrecht und das Recht am eigenen Bild sind in der Schweiz geschützt. Als Strassenfotograf muss ich daher darauf achten, dass ich die Persönlichkeitsrechte und das Recht am eigenen Bild der abgebildeten Personen nicht verletze.

Das Persönlichkeitsrecht ist im Schweizerischen Zivilgesetzbuch (ZGB) verankert und schützt die Persönlichkeit eines Menschen vor Beeinträchtigungen. Gemäss Artikel 28 ZGB hat jeder Mensch das Recht auf Schutz seiner Persönlichkeit. Das heisst, dass es in der Schweiz verboten ist, ohne Einwilligung einer Person Bilder von ihr zu veröffentlichen oder zu verbreiten, wenn dadurch das Persönlichkeitsrecht verletzt wird.

Auch das Strafgesetzbuch (StGB) sieht die Verletzung des Rechts am eigenen Bild als strafbar an. Wer das Bildnis einer Person ohne deren Einwilligung verbreitet oder zugänglich macht und dadurch die Persönlichkeit der abgebildeten Person verletzt, kann mit einer Geldstrafe oder einer Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr bestraft werden.

Ist Street Photography also illegal in der Schweiz?
Grundsätzlich ist Street Photography in der Schweiz erlaubt, solange das Persönlichkeitsrecht und das Recht am eigenen Bild der abgebildeten Personen nicht verletzt werden.
Der Nationalrat stimmte im Jahr 2019 dem Lichtbildschutz zu. Dieser stärkt die Position der FotografInnen. Das Recht am eigenen Bild hat aber Vorrang: «Unabhängig von urheberrechtlichen Überlegungen besteht bei Fotos das Recht am eigenen Bild.

Ist Street Photography Kunst? Und was wiegt schwerer:
das Kunstrecht oder allgemeine Persönlichkeitsrechte?


In Deutschland hingegen wird die Street Photography als Kunstwerk und damit die Street Photography als Kunstform anerkannt. Die Rechtssprechung dort ist dementsprechend anders.

Als Street Photographer in der Schweiz ist es somit wichtig, darauf zu achten, dass man Personen nur als Beiwerk auf einem Foto abbildet und nicht im Fokus des Bildes stehen. Wenn Personen klar erkennbar auf dem Foto sind und das Bildnis dieser Personen veröffentlicht oder verbreitet werden soll, ist eine Einwilligung erforderlich.
Es gibt jedoch auch Ausnahmen von der Einwilligungspflicht. Zum Beispiel sind Bilder von Personen im öffentlichen Interesse oder von Personen, die sich an öffentlichen Veranstaltungen beteiligen, erlaubt, ohne dass eine Einwilligung erforderlich ist. Auch bei Bildern von Personen, die nur als Teil einer Szene erscheinen und nicht im Fokus des Bildes stehen, ist in der Regel keine Einwilligung erforderlich.

Menschen, die wissen, dass sie fotgrafiert werden setzen sich in Szene, sie möchte ihre Schokoladenseite präsentieren. Es ist aber nicht das, was ich festhalten möchte. Ich möchte viel mehr einen authentischen Augenblick festhalten, wo sich die Person unbeobachtet fühlt und natürlich mit seiner Umgebung agiert. 

Für mich ist die Street Photography eine Kunstform, welche davon lebt, bestimmte Realitätsausschnitte unverfälscht wiederzugeben. 

Sehr viele von uns betrachten alte Fotos von vergangenen Zeiten und sind faszieniert von der Zeitgeschichte, Mode, Strassenszenen und vielem mehr. 
Die heutigen Fotos von Street Photographers mögen aktuell banal, alltäglich und unspektakulär wirken. Aber wie war es mit den Fotos der vergangenen Jahren? Hatten die Betrachter damals womöglich den gleichen Eindruck? Uns faszinieren diese Fotos, denn sie erzählen uns eine vergangene Geschichte, sie halten einen Moment fest, in den wir uns reinfühlen können. Genau das, möchte ich, wie viele Street Photographer der nächsten Generationen weitergeben: ein Stück Zeitgeschichte.

Meiner Meinug nach, braucht es eine gewisse Freiheit und Mut zur Street Photography, da man sich schnell in einer Grauzone wiederfinden kann. Wie man mit der Thematik der Grauzone umgeht, muss jedoch jeder Street Photographer für sich selbst herausfinden. 

Ihr werdet auf dieser Website einige Bilder sehen, die sehr persönlich sind. Viele der Personen haben im Nachhinein eigewilligt, bei Einigen gab es eine sogenannte stillschweigende Einwilligung und einige Fotos schweben in der Grauzone.

Ich habe mich bewusst für die Schwarzweiss-Fotografie entschieden, denn sie blendet jegliche Ablenkung durch Farbe aus und konzentriert den Blick des Betrachters auf die Essenz einer Szene. Ein Foto in Schwarzweiss weckt auch Assoziationen zu den alten Meistern der Fotoreportage und Fotokunst. 

In diesem Sinne wünsche ich Euch viel Spass beim Betrachten meiner Fotografien.

Da ich meine Kamera stets mit dabei habe, sind viele der Fotos bei meinem alltäglichen Arbeitsweg oder einem Spaziergang durch die Stadt entstanden. 

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