Mein Anfang.

über mich

Vom iPhone-Geknipse zum bewussten Sehen – mein Anfang.

Auf meinen Streifzügen durch Wälder und Büsche – manchmal mehr stolpernd als spazierend – hatte ich jahrelang nur mein iPhone dabei. Dieses kleine Ding, das behauptet, eine Kamera zu sein, aber eigentlich nur ein besserer Notizblock mit Linsen ist. Für Insta reichte das natürlich. Ein bisschen Filter, ein bisschen „Wow, schönes Licht“ und schon dachte man, man sei ein Naturflüsterer.

Doch dann kam der Moment der Wahrheit: Ich öffnete die Bilder auf dem grossen Bildschirm. Und ich sag’s ehrlich – mein Grafikerherz bekam fast einen Nervenzusammenbruch. Pixel, so gross wie Briefmarken. Ein Zoom, der schlicht eine mutige Vergrösserung des Elends ist. Macro? Vergiss es. Da wäre Zeichnen fast einfacher gewesen.

Also musste eine richtige Kamera her. Eine, die nicht bei jedem zweiten Blatt im Wind kapituliert. Ich recherchierte – intensiv, penibel, wie nur Grafiker recherchieren können, wenn sie glauben, es gäbe die eine perfekte Lösung.

Und mittendrin, während ich mich durch Reviews, Foren und „Top 10 Cameras You NEED in 2020“-Videos kämpfte, spürte ich dieses seltsame Gefühl beobachtet zu werden. Ich drehe mich um – und da sitzt sie. Meine alte Fuji X100. Elf Jahre lang im Bücherregal, charmant verstaubt, wie ein Vintage-Accessoire, das heimlich hofft, irgendwann wieder cool zu sein.

Damals hatte ich sie nur wegen ihres Retro-Looks gekauft. Grafiker-Fehler Nummer eins: Style über Können. Funktion über Form? Bitte! Ich stellte sie ins Regal wie ein Kunstobjekt. Ein Deko-Piece. Ein Staubfänger mit Ambitionen.

Ich nahm sie runter, klopfte den Staub ab und dachte: „Okay, zeigen wir mal, was du wirklich kannst.“ Dann tauchte ich ein – Anleitung, Online-Foren, YouTube-Tutorials. Und siehe da: Die Kleine hatte Power. Klar, das fest verbaute Objektiv war etwas stur. Aber Firmware-Updates, Tele- und Weitwinkel-Konverter und allerlei Raffinesse machten sie plötzlich höchst attraktiv.

Natürlich investierte ich dann. Konverter gekauft, Fachbücher bestellt, sogar ein Buch speziell über die X100. Und je mehr ich mit ihr arbeitete, desto klarer wurde: Ich hatte die ganze Zeit eine kleine Goldgrube ignoriert. Andere Fotografen feiern sie noch heute – und ich hab sie als Deko missbraucht. Peinlich? Vielleicht. Aber hey, aus Fehlern wächst man.

Und dann war da noch die Softwarefrage. Photoshop? Zu gross, zu teuer, zu „Ich kann 5’000 Dinge, die du eh nie benutzt“. Also: Lightroom CC. Schlank, praktisch, grafikerfreundlich.

Heute ziehe ich nicht mehr nur mit dem iPhone los, sondern mit einem kleinen Rucksack voller Spielzeug: Kamera, Konverter, Stativ – das volle Programm. Ich sehe aus wie jemand, der weiss, was er tut. Und manchmal tue ich das sogar.

Die Natur ist jetzt mein Freiluftstudio. Mein Experimentierfeld. Mein Ort, an dem Licht, Schatten und ein Hauch Chaos zusammenkommen. Und ich mittendrin – der Grafiker, der endlich begriffen hat: Manchmal muss man nur den Staub vom alten Werkzeug pusten, um wieder kreativ zu werden.

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