Analog, echt und unperfekt.
Nachdem ich meine Fuji X100 aus dem Regal geholt, entstaubt und wiederbelebt hatte, dachte ich: „Digital läuft ja, also reicht das erstmal.“ Falsch gedacht. Mit ein bisschen Glück schnappte ich mir eine Fuji X-T3, vier Objektive dazu – und schon war ich wieder tief im Fotospiel drin. Bücher, Tutorials, Experimente – alles kein Vergleich zum ersten echten Foto-Kick.
Dann begegnete ich ihr: meiner kleinen, vollmechanischen Rollei 35 SE. Erstanden in einem Fachgeschäft, kompakt, charmant und 36-mal scharf wie ein kleiner Scharfschütze. Kein Autofokus, kein Löschen, kein Sofort-Erfolg. Nur du, die Kamera, Licht, Schatten – und ein bisschen Mut. Jeder Klick ein Abenteuer.
Schwarz-Weiss-Film rein, Anleitung kurz gecheckt – und ab ging’s auf den Weg. Plötzlich wurde alles bewusster: der Blick auf Menschen, die Szene auf der Strasse, das Licht, das durch die Bäume fällt. Vorher hätte ich digital einfach drauflos geknipst – jetzt musste ich entscheiden, schauen, abwägen. Jeder Fehler zählte, jeder Moment war kostbar. Ich packte die Rollei in meine Tasche, klein, kompakt, immer griffbereit – und suchte nach Motiven.
Eine Woche später war der Film voll. Ab ins Fotogeschäft, entwickeln lassen – und warten. Schwarz-Weiss kommt nur einmal die Woche durch die Maschine. Eine Woche voller Vorfreude, voller Neugier. Dabei wurde mir klar, wie sehr wir uns heute an Sofort-Ergebnisse gewöhnt haben. Analog lehrt dich Geduld, Beobachtung, das kleine Glück des Moments.
Freitag, 17 Uhr: Fototasche in der Hand, bezahlen, nach Hause gehen – noch kein erster Blick. Selbstbeherrschung ist ein Fremdwort, aber heute konnte ich mich beherrschen. Zuhause packte ich die Bilder aus. Überraschung: Viele Fotos sind richtig gut geworden. Die Schärfe? Kein Autofokus, nur Augenmass, Skala ablesen, Intuition – ein Spiel, das Spass macht.
Und da war sie wieder, die Freude am Fotografieren: Back to the Roots. Die analoge Fotografie hat mich neu infiziert. Der nächste Film liegt bereits drin, und ich freue mich auf weitere Begegnungen mit Licht, Menschen, Strassenmomenten und überraschenden Szenen, die nur einmal entstehen.


